Framing: Der richtige Bildausschnitt

Kamera aufstellen und los gehts? Dieser Ansatz ist zwar superspontan, du solltest dir aber zumindest kurz überlegen, wo und wie groß du im Bild bist. In diesem Beitrag geht es um die gebräuchlichsten Bildausschnitte für SprecherInnen.

Transkript

Hallo, ein Aspekt der von Anfängern gerne übersehen wird, ist die Bildgestaltung, beziehungsweise der Ausschnitt des Bildes oder die Wahl des Ausschnittes des Bildes:
Also, sprich, wie groß ist der Sprecher oder die Sprecherin im Bild, wo positioniere ich den Sprecher/die Sprecherin im Bild, damit das ganze eine runde Geschichte wird?
Wir schauen uns heute auf jeden Fall ein paar Varianten an, wie man das macht – schauen aber auf jeden Fall auch an, wie man es nicht macht, um unseren Videos auch wirklich den letzten Schliff zu verleihen. Los geht`s.

So, wir wollen uns also jetzt die unterschiedlichen Framing-Größen, also die Bildausschnitt-Größen anschauen. Es gibt da ein paar so Klassiker im Film und Video-Bereich und die sollte man zumindest schon mal gehört haben oder sich schon ein bisschen damit auseinandergesetzt haben. Allein schon um mal zu wissen, warum gibt es unterschiedliche Größen, wann verwende ich die und sich natürlich auch ein bisschen mit seinen eigenen videos dran anhalten zu können.

Wir fangen einmal mit der ganz, ganz, ganz weiten Einstellung an: Das ist der sogenannte Wide Shot – ich habe das hier in meinem Schnittprogramm schon drinnen. Das ist also auch ein Establishing-Shot genannt – das heißt also, in dem Moment, wo ich eine neue Szene für den Betrachter habe – sei das jetzt, ich stelle ihm meine Firma vor, oder ich bin jetzt auf einmal beim Kunden XY oder ähnliche Sachen – machen oder tun sich die Zuseher auf jeden Fall leichter, wenn sie von Haus aus am Anfang mal einen breiten, einen weiteren Schuss haben – eine weitere Einstellung haben – um zu sehen, wo befinde ich mich denn hier. Das heißt, wenn man jetzt in einer neuen Szene ist und ich würde sofort mit einem Close Up auf mein Gesicht anfangen, würden sich die meisten Zuseher ein bisschen schwer tun, jetzt sich räumlich zu orientieren, weil die wissen noch nicht, wo bin ich überhaupt. Das kann am Anfang vielleicht ein bißchen ein komisches Gefühl erzeugen. Das heißt, wenn man es nicht dezidiert jetzt absichtlich falsch macht, beziehungsweise dezidiert eine neues Stimmung generieren will, sollte man auf jeden Fall am Anfang einer Szene mit einem weiten Schuss anfangen. Wenn man natürlich jetzt einem Videoblog hat, wo ich jede Woche im gleichen – mit dem gleichen Hintergrund – im gleichen Büro sitze oder ähnliche Sachen, braucht man das natürlich nicht mehr – da ist das Ganze schon etabliert, aber für neue Umgebungen sollte auf jeden Fall so ein Schuss bzw. so eine Einstellung eingesetzt werden.

Das ganze geht jetzt von weit auf enger – immer enger werdend, immer kleiner, immer näher werdend. Das ist ein so genannter Full Short, das beinhaltet einfach die gesamte Person vom Fuß bis zum Scheitel rauf. Bitte aufpassen, dass hier dieser Abstand Kopf bis Oberkante ein nicht zu großer ist – das ist die so genannte Kopfluft – hier sollte man auf jeden Fall schauen, dass man nicht zu sehr Distanz vergeudet oder Fläche vergeudet – Immer schauen, dass man auf jeden Fall einen nicht zu großen abstand auf jeden Fall nach oben hat.

Hier habe ich einen so genannten Medium Full Shot – das ist also auf jeden Fall hier bei den Knien anfangend – ist es natürlich eine nähere Variante – ich habe zwar auf jeden Fall hier noch die Möglichkeit, die gesamte Gestik mitzubekommen. Das hatte ich sehe die gesamten Hände, ich sehe mehr oder weniger den gesamten Körper, nur die unteren Beine oder die unteren Parts der Beine, die jetzt nicht so wahnsinnig wichtig sind, sind weg.
Bitte aufpassen, wem man diesen Shot einsetzt: Auf jeden Fall hier schauen, dass man nicht direkt bei den Gelenken abschneidet, bei den Knien in dem Fall, oder wenn man es weiter unten machen würde, bei den Knöcheln. Das sieht dann immer so ein bißchen amputiert aus. Das heißt, auf jeden Fall schauen, dass diese Bildunterkante nicht direkt am Gelenk ist, sondern auf jeden Fall etwas höher. So wirkt es nicht ganz so drastisch und ich habe trotzdem noch die wichtigsten Part des Körpers, die zur Kommunikation – auch zur nonverbalen Kommunikation – eingesetzt werden, auf jeden Fall vorhanden.

Gehen wir ein Stück noch näher: Das ist dann jetzt der Medium Shot, oder auch ein bisschen als Cowboy Shot bezeichnet. Das hat insofern den Hintergrund, dass früher gerade bei den Western natürlich es nötig war, die Hände und den Colt zu sehen – gerade bei einem Duell, oder ähnliche Sachen. Das heißt, hier schneide ich nicht beim Becken ab, sondern geht einen Hauch tiefer um den Holster oder denn den Colt noch zu sehen, bzw. auch die Hände, wenn sie ausgestreckt sind nach unten noch als Ganzes zu erfassen.

Das ist auch wieder eine Spur näher – ist auf jeden Fall auch für die non-verbale Kommunikation gut einsetzbar – das heißt, ich sehe auch noch immer die wichtigsten Parts, stehe aber, wenn ich das ganze jetzt mehr als Zuseher visualisiere, auf jeden Fall noch ein paar Meter von der Person weg. Das heißt, ist jetzt nicht so intim, wie die nächsten Schüsse, die jetzt kommen – oder die nächsten Einstellungen, die jetzt kommen, wo ich das Ganze natürlich dann schon etwas näher betrachtet.

Da kommt jetzt zum Beispiel auch der Medium Close Shot. Das ist einer von den Klassikern für unsere Marketing Videos, wenn wir praktisch selber mit der Kamera sprechen. Da ist jetzt wirklich alles noch beinhaltet, was ich für meine Gestik brauche. Ich kann mit den Händen arbeiten – ich bin aber auch schon von der Distanz zum Zuseher, so nahe, dass es eigentlich ein fast normales Gespräch zwischen Zuseher und Vortragenden ist. Also, wenn man sich das vorstellt, ich stehe mehr oder weniger jetzt ein, zwei Meter von der jeweiligen Person entfernt und kommunizieren mit ihr. Das ist eine der normalen Distanzen. Also dieser Medium Close Shot ist auf jeden Fall einer von den Favorits, den sollte man sich auf jeden Fall merken.

Dann gehen wir noch etwas closer und sind jetzt im Close Shot. Da sieht man jetzt nur mehr ein Brustbild, das heißt, also die Hände sind, wenn ich sie nicht wahnsinnig bewege, eigentlich schon unten abgeschnitten. Ich muss also wirklich, um jetzt noch Gestik machen zu können, mit meinen Händen nach oben kommen. Ist aber auf jeden Fall auch ein ein sehr gebräuchlich Shot, ich bin nämlich relativ nahe jetzt schon als Zuseher der jeweiligen Person. Das heißt, ich habe auch schon eine kleine emotionale Nähe und wenn ich als Sprecher mit meinen Händen viel arbeite, sieht man natürlich diese Handarbeit – unter Anführungszeichen – also die Gestik auch noch recht gut.
Ich habe also praktisch die Nähe und außerdem noch meine Gestik zur Verfügung.

Der weiterführende Shot ist dann der Wide Closeup Shot. Da bin ich jetzt wirklich eigentlich nur ab den Schultern sichtbar, ich sehe das gesamte Gesicht, ich sehe – wenn ich die Hände drastisch nach oben geben – noch immer die Hände, vorwiegend allerdings die Schultern, wenn sie sich bewegen, wenn ich mit den Händen arbeiten. Also von der Gestik ist dieser Shot schon ziemlich eingeschränkt, ich bin aber natürlich jetzt schon sehr sehr nahe am jeweiligen Gesprächspartner. Man stelle sich das vor, ich stehe vielleicht auf einer Party und bin jetzt in dem Fall ca. eventuell einem Meter oder so von der Person entfernt – das ist schon die normale Kommunikationsdistanz, das ist ein sehr gebräuchlicher Wert, das ist eine sehr gebräuchliche Einstellung.

Ab da wird es dann wirklich schwierig, das kann man natürlich über diese Einstellungen und die noch näheren, die wir uns nachher nochmal anschauen werden, die sind vorwiegend für irgendwelche dramatischen Effekte in Videos bzw. in Filmen gebraucht. Als richtige Einstellung für ein Marketing Video wäre mir persönlich als Zuseher diese Distanz eigentlich schon zu gering. Ich würde also ehrlich schon – ja unter einer Armlänge – mehr oder weniger bei der Person stehen und das ist dann teilweise für die meisten Leute schon etwas beengend oder bedrückend. Das heißt also, ich würde solche Einstellungen, gerade den Full Closeup Shot, eigentlich nur dann verwenden, wenn ich etwas sehr intensives sagen will. Kann natürlich auch ein Call-to-Action am Schluss sein, oder ähnliche Sachen, aber für normale Kommunikation während des Postings, oder während des Blogposts, oder was auch immer dieses video dann für einen Zweck hat, wäre die Distanz auf jeden Fall vermutlich zu geringen. Und den letzten zwei – das ist natürlich noch viel ärger, man sieht hier schon werden die köpfe schon abgeschnitten, ich sehe vorwiegend das Gesicht. Bitte wenn man mal etwas versuchen sollte und den kopf abschneidet, bitte oben abschneiden, nicht unten. Die Kinnpartie, die Mundpartie ist die wichtigste, ist eine der wichtigsten Parts unseres Gesichts. Hier sprechen wir, hier machen wir auch vorwiegend die ganze Mimik, das heißt also, hier bitte aufpassen. Wenn was abgeschnitten wird, dann der obere teil des Kopfes, weil mit dem können wir – ja, außer die Stirn in Falten legen – ehrlich nicht wirklich großartig was machen.

Und hier der ganz extreme Short: Bitte hier auch aufpassen – für Marketing Videos normalerweise nicht großartig geeignet. Hier sehen wir wirklich rein nur mehr das Gesicht, hier kleben wir praktisch in unserem Gegenüber drinnen und das wird heute von den meisten Leuten als eher störend empfunden. Auch wieder nur, wenn es ganz, ganz emotionale Botschaften sind, kann man das in der Art und Weise machen, dann ist es auch legitim. Für eine normale Kommunikation wäre das auf jeden Fall viel zu nahe.

Das waren so die Hauptframing-Größen, die Hauptbildausschnittgrößen, bitte noch ganz kurz am Schluss beachten: abhängig davon, ob ich wirklich auf Augenhöhe mit den Leuten kommuniziere, oder eben, jetzt konkret zum Beispiel in diesem Fall, wo die Kamera viel weiter, also viel niedriger ist, als die Protagonisten – heißt soviel wie, die Menschen im Video schauen auf mich herab – ich bin als Zuseher sehr, sehr klein. Das ist ein, ja nicht unbedingt immer gewünschte Effekt. Also bitte aufpassen – von der Höhe des Stativs, von der Höhe der Kamera, die aufnimmt, sollte ich in den normalen Fällen, in den meisten Fällen, auf Augenhöhe – also in der gleichen Höhe arbeiten, wie mein Gegenüber. Ich kann das natürlich auch noch in der anderen Seite verbrauchen und kann meine Kamera besonders hoch stellen – das ist natürlich ein sehr plakatives Bild, aber in dem Fall würde ich jetzt ganz von weit oben auf die jeweilige Person herunterschauen. Das heißt, der Zuseher fühlt sich in einer sehr hohen Position und blickt eigentlich auf den, der vom Video rausspricht runter. Kann man einsetzen, man muss sich aber natürlich dem bewusst sein.

Das heißt also als Effekt einsetzen, ja gerne, ansonsten – gerade solche extremen Beispiel, hier ist natürlich die Kamera viel, viel, viel höher als das Kind – diese Spezialfälle werden natürlich selten eingesetzt. Das heißt also als Daumenregel: Schauen, dass man auf jeden Fall auf Augenhöhe aufnimmt, die bisher beschriebenen Größen sind natürlich relevant – wenn ich mal was absichtlich beeinflussen will, kann ich auf jeden Fall die Kamera niedriger oder höher stellen, aber das sind, wie gesagt, auch wieder Extrembeispiele. Wenn dann würde ich halt schauen, dass ich das ganze Ding zehn Zentimeter, zwanzig Zentimeter tiefer setzte – die Kamera, das Stativ – oder eben höher, aber jetzt nicht gleich einen ganzen Meter oder zwei Meter, das wären dann schon Extrembeispiele.